1991/1992
Unter dem Eindruck der Krise in Jugoslavien entsteht in der Gemeinde am Döhrener Turm eine Vision für den Dienst an geflüchteten Menschen.
April 1993
Die Stadt Hannover errichtet das Flüchtlingswohnheim Alte Döhrener Straße 109 – ein Holzgebäude. Auf Anfrage der Stadt übernimmt die Gemeinde am Döhrener Turm die Trägerschaft. Am 28.04.1993 zieht die erste Familie ein. Das Wohnheim hat eine Aufnahmekapazität von 220 Plätzen in 38 Wohnungen. Nach ein paar Monaten werden die Plätze auf 200 reduziert. 1993 liegt der Betreuungsschlüssel bei 1:100 (d.h. ein Sozialarbeiter/in betreut bis zu 100 Geflüchtete).
Bis 1995 …
… sind 2 Sozialarbeiter angestellt. Eine halbe Stelle ist mit einem Pastor besetzt. Von Beginn an öffnet sich die Einrichtung z.B. durch Nachbarschaftsfeste und vernetzt sich mit Verwaltung, Politik und Initiativen wie der Janusz-Korczak-Flüchtlingshilfe.
In der ersten Phase kommen überwiegend Flüchtlinge aus Afghanistan, Kosovo, dem ehemaligen Jugoslawien und syrische Kurden. Einige Zeit später folgen Menschen aus afrikanischen Ländern, überwiegend aus Angola. Sogar eine Familie aus Kolumbien findet im Flüwo Zuflucht.
Ab 2002 …
… kommt ein großer Ansturm Russlanddeutscher/Aussiedler ins Wohnheim. Verstärkt ziehen nun auch Flüchtlinge aus dem Iran und aus weiteren afrikanischen Ländern wie Kongo, Nigeria und Angola ein. Im Flüwo werden weiterhin nur Familien untergebracht.
2005
Nach einer Ausschreibung durch die Stadt Hannover geht der Betreibervertrag für das Flüchtlingswohnheim zunächst an einen Billiganbieter aus Sachsen. Nach intensivem Protest der Stadtteilpolitik zieht der Anbieter sich zurück und Betreiberin bleibt die Gemeinde am Döhrener Turm.
2006
Weil das Grundstück des Flüchtlingswohnheims anderweitig bebaut werden sollte, beginnt die Gemeinde mit der Planung und Finanzierung eines Neubaus am neuen Standort Hildesheimer Straße 161. Das Flüwo ist damit eine der wenigen vom Betreiber selbst finanzierten Flüchtlings-Einrichtungen in Hannover.
2007
Im August 2007 erfolgen die ersten Einzüge im Neubau. Die Einrichtung kann nun 22 Wohnungen für insgesamt 148 Personen zur Verfügung stellen. Novum: Neben Familien wie bisher werden nun auch alleinreisende Flüchtlinge aufgenommen. Es kommen überwiegend Menschen aus Syrien und den Libanon, dafür aber immer weniger Aussiedler ins Wohnheim.
Die Landeshauptstadt Hannover ändert den Betreuungsschlüssel auf 1:75 (d.h. ein Sozialarbeiter/in betreut nun bis zu 75 Flüchtlinge). Schon bald wird ein Erweiterungsbau geplant.
Ab 2009
bis 2015 kommen verstärkt afrikanische Frauen ins Wohnheim, überwiegend aus Ghana und einige aus Nigeria. Viele von ihnen sind bei ihrer Ankunft im 8.-9. Monat schwanger: Kindersegen im Flüwo.
2012
2012 gibt es neben dem Flüwo nur noch 4 Flüchtlingswohnheime in Hannover: Zweibrückenerstraße, Rumannstraße, Haltenhoffstraße und Alte Peiner Heerstraße. Die Gemeinde am Döhrener Turm macht der Stadt Hannover ein Angebot zur Erweiterung des Flüwos. So entsteht ein Anbau in der Hildesheimer Str. 161 mit weiteren 8 Wohnungen und 48 Plätzen. Die ersten Einzüge erfolgen ab den 01.06.2012. Das Flüchtlingswohnheim ist nun 4-geschossig und verfügt über einen begrünten Innenhof.
Ab 2012 rücken immer mehr traumatisierte Alleinreisende Personen in den Fokus. Es entsteht ein enger Kontakt zum NTFN (Netzwerk für traumatisierter Flüchtlinge in Niedersachsen). In Zusammenarbeit mit dem Therapeuten Michael Borkowski entsteht in den folgenden Jahren aus dem Bedarf heraus eine Traumagruppe, die er ehrenamtlich zusammen mit Maria Mallender betreut.
2013
Im Januar 2013 übernimmt das Flüwo die Betreuung für das Wohnprojekt in der Hildesheimer Straße 169. In 12 Wohnungen leben hier bis zu 36 „Menschen mit besonderem sozialen Bedarf“. Ein weiteres Projekt im gleichen Haus entsteht: Ehrenamtliche Helferinnen eröffnen die Kleiderkammer „Hildchen“.
2015
Immer mehr Geflüchtete kommen nach Deutschland. Menschen im Umfeld des Flüwos reagieren mit sehr großem ehrenamtlichen Engagement. So waren im Mai 2016 rund 100 Personen in unserer Flüchtlingsarbeit ehrenamtlich tätig, zum Beispiel als Lesepaten, Gartenhilfe, Hausaufgabenhilfe, in der Männergruppe, in Begleitung zu Ärzten und Ämtern, mit Übersetzungstätigkeiten, Nachhilfe und Deutschkursen, Spielgruppen, in Fahrradwerkstatt, Bibliothek, Tafel, Kleiderkammer, ehrenamtlicher Betreuung von Familien und nicht zuletzt in einem kompetenten Leitungskreis.
2016
Nach langer Umbauphase kann am 11. Mai ein weiteres Flüchtlingswohnheim durch die Stadt Hannover eröffnet werden. Die Einrichtung in der Trägerschaft der Gemeinde am Döhrener Turm liegt an der Grazer Straße, mitten im Wohngebiet Hannover-Waldheim und nur einen kurzen Fußweg vom Flüwo entfernt. Das Haus hat eine Aufnahmekapazität von 100 Bewohnern.
Die Projektleitung hatte bereits frühzeitig die Bevölkerung des Stadtteils in die Planungen für das neue Flüchtlingswohnheim eingebunden. Durch Möbelspenden im Rahmen des Zimmerpaten-Projekts „80 x schön“ tragen Nachbarn, Schüler und Freundeskreismitglieder dazu bei, die karge Grundausstattung der Räume wohnlich zu gestalten.
2018
Die Gemeinde am Döhrener Turm betreibt zwei Flüchtlingswohnheime mit zusammen 248 Plätzen, dazu ein Wohnprojekt, eine Kleiderkammer, eine Fahrradwerkstatt und eine wöchentliche Lebensmitteltafel. Aktuell liegt der Betreuungsschlüssel bei 1:43 (1 Sozialarbeiter/in betreut bis zu 43 Flüchtlinge).
Momentan wohnen im Wohnheim Hildesheimer Straße mehr anerkannte Flüchtlinge (53) als Asylbewerber (45). Die bereits anerkannten Flüchtlinge verbleiben im Wohnheim aufgrund des Wohnungsmangels. Sie hätten eigentlich das Recht, eine eigene Wohnung zu beziehen.